Familie

Unglaubliches Glück trifft die Bruderschaft um Darken und Sirona, als sie erfahren, dass Sirona lebt. Doch schnell stellen sich Zweifel ein. Sirona hat sich verändert. Oder handelt es sich am Ende doch nicht um Sirona? Hat sich die Familie zu freu gefreut? Darken muss zum Schutz der Bruderschaft eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung, die ihm vielleicht sein eigenes Leben kosten könnte.

 

Leise Geräusche weckten Katsu, er rappelte sich auf und sah zu Doc, der immer noch schlief. Er sah nach nebenan, wo Lissy mit den Männern dabei war, die Patienten zu versorgen. Gewohnheitsmäßig ging Katsu die Krankenkarten durch und machte Docs Job, so wie er ihn auch gemacht hatte, als Doc in Prag gewesen war.

Nach der Morgenvisite bereitete Chopin das Frühstück für die Mannschaft vor.

»Ich sehe vorher noch einmal nach Doc«, sagte Katsu.

Sein Bruder lag mit dem Gesicht ihm zugewandt, es hatte Farbe angenommen.

Die Elektrolyte und der Schlaf zeigen also Wirkung.

Leise trat er an die Trage heran.

Doc öffnete die Augen, sein Blick war leer. Katsu griff ihm an die Oberarme und zog ihn hoch.

»Chopin hat Frühstück gemacht, du wirst jetzt etwas zu dir nehmen, sonst mache ich meine Drohung von heute Nacht wahr!«

Doc stöhnte.

Katsu wartete einen Moment, zog die Kanüle ab und ihn von der Trage hoch. »Nach dem Essen gehen wir nach Hause, dich legen wir in die Badewanne und danach ins Bett.«

»Du wirst nicht immer hier sein!«, flüsterte Doc.

»Ich werde lange genug hier sein!«, antwortete Katsu, er hatte die Drohung in Doc Stimme erkannt.

Doc ging mit ihm nach nebenan und setzte sich an den Frühstückstisch.

»Guten Morgen, Doc. Du hast uns aber einen Schrecken eingejagt. Wir haben bereits alle Patienten versorgt und Katsu hat die Morgenvisite übernommen. Du solltest dich unbedingt ein paar Tage ausruhen, wir schaffen das schon!«, versuchte Lissy, ihm Mut zu machen.

Doc sah sie giftig an, was sie nervös werden ließ.

»Lass Lissy in Ruhe und iss, sonst leg ich dich an den Tropf!«, knurrte Katsu.

Lissy und die Männer schienen erschrocken über seinen Ton und wurden still.

Doc aß nur das Nötigste, stand danach auf und ging zurück in sein Büro. Katsu erhob sich, um ihm zu folgen.

»Ich habe gesagt, wir gehen nach Hause. Du stinkst und eine Rasur würde dir nicht nur gut tun, es wäre auch ein angenehmerer Anblick für deine Patienten.«

Doc ignorierte ihn.

Katsu wurde böse. »Du bist ein Arschloch! Hier draußen liegen Menschen, die deine Hilfe brauchen. Ihnen warst du immer Vorbild und rettende Hand, jetzt bemitleidest du dich, wie es nur ein Weichei tun kann. Du zeigst mir gerade, dass du es nie wert warst, ihr Bruder gewesen zu sein. Sie würde kämpfen bis zum Letzten, sie hätte niemals einen von uns zurückgelassen, wenn auch nur ein Quäntchen Kraft in ihr geblieben wäre! Sie nicht!«

Doc brüllte auf und kam auf ihn zugeschossen, sprang ihn hasserfüllt an, gemeinsam flogen sie durch die Wucht des Aufpralls rücklings aus dem Büro.

Doc kam auf ihm zu liegen und schlug zu.

Katsu wich ihm ohne Schwierigkeiten aus, wehrte sich aber nicht. Er steckte ein, wofür er einen anderen schon längst getötet hätte. Er versuchte aber, auf die Beine zu kommen, und als er stand, stürzte Doc erneut auf ihn zu. Sie knallten auf den noch gedeckten Frühstückstisch und Doc schlug weiter auf ihn ein. Katsu bemerkte, dass es schwieriger wurde, auszuweichen, deshalb holte er einmal aus, traf ihn am Kiefer und streckte ihn damit nieder.

Doc glitt bewusstlos von ihm herunter und Katsu griff nach ihm, sodass er nicht aufschlug. Verzweifelt hielt er ihn einen Moment fest. Danach hob er seinen kleinen Bruder vorsichtig hoch und legte ihn in ein freies Bett. Es war nicht nur Blut, was sich Katsu aus dem Gesicht wischte, es waren auch Tränen der Angst.

»Lissy, wasch ihn bitte, und du, Chopin, schnallst ihn fest. Ich will, dass er isst, wenn er wach wird, und ich möchte, dass er nicht eine Sekunde allein bleibt. Er bekommt keinen Zugang mehr zu den Medikamenten, habt ihr mich verstanden?«

Katsu hatte sich im Sprechen zu den anderen umgedreht. Ihm war durchaus bewusst, dass sich seine Augen verdunkelt hatten und sein Gesicht verschmiert und dreckig war.

Lissy und die Männer standen geschockt in Reih und Glied vor ihm, sie schienen nicht fassen zu können, was sie gerade mit ansehen mussten.

»Ihr ward immer wie Brüder und jetzt seid ihr wie zwei wilde Tiere übereinander hergefallen«, schluchzte Lissy.

Als Chopin nickte, drehte Katsu sich um und verließ die Station. »Ich komme zurück, ich werde mich nur umziehen.«

Er ging auf direktem Weg in das Loft, warf seine schmutzigen Sachen in die Ecke und stieg unter die Dusche. Danach sah er sich sein Gesicht an. Doc hatte einige Male ganz gut getroffen. Er holte das Verbandszeug hervor und desinfizierte die Wunden. Seine Augenbraue war aufgeplatzt, es war nicht die erste Narbe an dieser Stelle.

Ich muss Darken informieren, vielleicht hilft sein Erscheinen und macht Doc Mut? Nachdem er sich angezogen hatte, griff er zum Telefon, in Dresden war jetzt früher Abend.

Darken war sofort am Apparat.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.